Saldo: Schlagzeile um jeden Preis | 14.09.05

In der Ausgabe vom 31. August 2005 prangerte das Konsumentenschutz-Magazin saldo auf der Titelseite die Grossverteiler Migros und Coop an: «M-Budget & Co.: Tiefere Preise, gleiche Qualität». Was viele schon geahnt und begrüsst haben, wird im dazugehörigen Artikel als grosser Skandal inszeniert. Anstatt sich über die Tatsache zu freuen, dass man für weniger Geld gleichwertige Produkte bekommt, beklagt sich saldo lieber darüber, dass es zu den Billigprodukten überraschenderweise noch immer teure Alternativen gibt und spricht dabei von «gut verpackter Kundentäuschung». Als besonders bösartige Firma kommt dabei vor allem Coop weg. Die Prix-Garantie-Produkte sind nämlich so gut getarnt, dass sogar die geschulten saldo-Redakteure die beinahe identische Verpackung nicht erkennen konnten:

Prix-Garantie Ravioli von Coop
Von saldo exklusiv enthüllt: Die Dosen links und rechts sind identisch.

Neben praktisch vollständiger Blindheit glänzen die Autoren dieser packenden Enthüllungsstory, Markus Kick, Marc Meschenmoser und Franco Tonnozzi, auch durch ihren kreativen und tendenziösen Sprachgebrauch. So werden zum Beispiel die Zitate von Felix Wehrle, Leiter der Qualitätssicherung bei Coop, stets mit den Verben 'zugeben' und 'gestehen' versehen - so wie üblich bei überführten Übeltätern: «'Coop hat einfach die meistverkauften Produkte in einer grösseren Verpackung genommen und Prix-Garantie draufgeschrieben. Das ist alles', gesteht Wehrle.»

Besser passen würde «bestätigt Wehrle», denn Coop hat bereits bei der Lancierung von Prix-Garantie hervorgehoben, dass sie keine niedrigere Qualität einführen werden, sondern bewährte Produkte verbilligen. Aber auch saldo muss in diesen harten Zeiten zu seinen Schlagzeilen kommen. Selbst wenn das heisst, dass man ausnahmsweise nicht Preissteigerungen, sondern Preissenkungen ankreidet. Entscheidend ist die Perspektive.

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Kommentare
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ja, ja, der inwestigative journalismus ist auch nicht mehr das, was er nie war, aber trotzdem: der gag im vorliegenden fall ist ja nicht, dass in den "prix garantie" (hätt' nie gedacht, dass ich dieses "wort" mal schreiben muss) dosen derselbe müll (bitteschön - wer tut seinem gaumen schon freiwillig büchsenravioli an?) drin ist wie in der originaldose, sondern dass die originaldose mit ihrem ganz und gar nicht originellen originalpreis immer noch im laden steht und von ahnungslosen (vielleicht aber auch bewusst "prix garantie" (es ist schon wieder passiert!) produkte boykottierenden) leuten gekauft und in harter währung bezahlt wird... (wobei ich für leute, die ihren gaumen mit büchsenravioli (egal, aus welcher büchse stammend) malträtieren, wie bereits gesagt eigentlich kein mitleid empfinden kann, aber das tut hier ja nichts zur sache)...

Kommentar von: hg at 16.09.05 12:26

möchte nur noch kurz klar stellen, dass ich sehr wohl weiss, wie man i-n-v-e-s-t-i-g-a-t-i-v schreibt, aber dieser weblog wollte mich das nicht schreiben lassen:
Your comment could not be submitted due to questionable content: i-n-v-e-s-t (natürlich ohne die blöden striche...

Kommentar von: hg at 16.09.05 12:28

1. prix garantie hin oder her, als mitbürger ohne rs-sozialisation kannst du die qualität von büchsennahrung sowieso nicht beurteilen.
2. ha!
3. die büchsen sind ja nicht identisch, sondern klein=original preis und gross=günstiger. und das ist ja nun wirklich weder eine bahnbrechende erfindung noch eine "gut verpackte kundentäuschung".
4. spare dir die billigen ausreden und lasse dir von deinem auftraggeber saldo einen duden finanzieren.
5. herzlich willkommen zurück!

Kommentar von: T at 16.09.05 13:07

ja, erwischt, in diesem trachtenverein war ich tatsächlich nie. dort wird man also mit dem zeugs gefüttert... ich praktiziere dafür die kulinarische landesverteidigung, bald ist ja wieder fondue und raclette-zeit!!!
also den ganzen saldo scheiss lassen wir jetzt mal gut sein, wir haben schon zuviel über diesen belanglosen stuss geredet und ihm schon jetzt viel zu viel von unserer wertvollen, da arg begrenzten, medialen aufmerksamkeit geschenkt...
hat man die journalisten, die diesen artikel so aufwendig und ohne furcht (droht ihnen jetzt schweizweites coop-ladenverbot?) eigentlich schon gefragt, welches ihr informant, ihr sog. "ravioli-throat", war?!?
5. danke!

Kommentar von: hg at 17.09.05 15:22
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