Vor kurzem wurde ich an meinem letzten Arbeitstag bei meinem ersten richtigen Arbeitgeber reich beschenkt. Ich war sehr geschmeichelt und gelobte, die Präsente hoch zu ehren. Eine der Gaben war ein gut dotierter Geschenkgutschein aus dem Hause Schwarzenbach, also ein Eintrittsticket ins wunderbare Land des frisch gerösteten Kaffees und zurück in eine Zeit, als man im Lebensmittelgeschäft noch vor einer Theke wartend bedient wurde. Und meine Existenz noch nicht einmal eine Idee war. Gestern jedoch, also zu einer Zeit, in der ich sehr intensiv lebe (unter anderem wegen vorangegangenem Unproduktivismus), wollte ich nun diesen Gutschein hervornehmen, um mir und meiner Lieben im späteren Verlauf des Tages eine Wohltat zu spendieren.

Ungeachtet der Tatsache, dass ich dann sowieso keine Zeit gehabt hätte und meine Begleitung eigentlich eine zarte Tranche feinen Lachses einem guten Espresso vorzieht: Ich habe den Gutschein nicht mehr gefunden. Den ganzen Tag ärgerte mich der Gedanke, diesen Schatz verloren zu haben. Zu allem Ãœbel deponierte ich an jenem Tag, als der Gutschein in meinen Besitz überging, die seit gut einem Jahr pendente Arbeit auf dem Pult meines Dozenten. Könnte es sein, dass damals der Gutschein versehentlich zwischen meine Ausführungen über Fahrkontrollenansagen als performative Performances gefallen ist? Hätte die Einschätzung dieser Tatsache als Bestechung nicht eventuell die noch ausstehende Rückmeldung des Dozenten erklärt?

Ich war recht froh, als ich spät am Abend den Gutschein doch noch fand. Auf meinem Pult. Genau dort, wo ich am Morgen zuerst gesuch habe.

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