Akustische Beruhigungspille | 22.02.06

Ab einer bestimmten Zeit rieselt im HB jeweils friedliche Musik aus den Lautsprechern auf die Reisenden herab. Schon mal darauf geachtet? Schon mal darüber nachgedacht, was das soll?

Meine Theorie: Beruhigung! Die Musik soll die hektischen Passanten ruhig stellen und latente Aggressionen in harmlose Kaufaktionen verwandeln.
Ms Theorie: Beschleunigung! Die Musik soll die Passanten in Gleichschritt versetzen und so einen flüssigen Menschenstrom erzeugen und Staus vermeiden. Die Schrittfrequenz entspräche dabei dem doppelten Takt der Musik.

Deine Theorie? Und warum überhaupt schweigen die hiesigen Medien über dieses brisante Mysterium? Verschwörungstheoretiker, bitte vortreten.

Über ein ähnliches akustisches Phänomen in Hamburg schreibt übrigens die Zeit:

«Am Hamburger Hauptbahnhof und in 31 weiteren U-Bahn-Stationen der Hansestadt erklingt klassische Musik - als »angenehme Untermalung für die Reisenden«, wie Andreas Ernst, Pressesprecher der Hamburger Hochbahn, sagt. In erster Linie aber, um die Drogensüchtigen und ihre Dealer fern zu halten. Tatsächlich habe es »eine deutliche Verdrängung der Betäubungsmittelszene« aus den Bahnhöfen gegeben, sagt Ernst. Warum Klassik bei den Junkies »fast schon eine Allergie auslöst«, weiß Fritz Tiemann, Geschäftsführer der deutschen Tochtergesellschaft Alcas Muzak in Eschborn bei Frankfurt am Main, auch nicht so genau.»

Aha.

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zeit.de: Die Diktatur der sanften Klänge (via ronorp)

Noch eine akutstische Beruhigungspille:
Vidar Vang & the Northern Men - «Here It Is»


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Kommentare
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Ich kann mich nicht mer genau daran erinner wo ich das gelesen habe (ich glaube es war im Tagimagi oder im Folio), aber der zweck dieser akustischen berieselung soll ein ähnlicher sein, wie der in hamburg. der effekt jedoch ist aber ein anderer (wer hat die netten faschos auf ihrer passagenbank je wieder gesehen?). über die wahren gründe schweigt sich die sbb und die shopvilleverwaltung aber aus. Zum shoppen animieren kann es ja kaum, weil das "shopville" ja generell um 9 versiegelt wird. wir sind halt nur eine vierzehn stunden gesellschaft.

Kommentar von: nil5 at 22.02.06 15:19

meine theorie:
Verkupplung!
Die SBB hat für knapp 2,4 mio schweizer franken beim soundkünstler boris blank einen endlos-loop eingekauft, der auf den paarungsrufen von nordischen blauwalen basiert.
die sanften, kaum hörbaren klänge sollen dazu animieren, über einem völlig unbekannte passanten herzufallen...
die erfolgsquote wurde von offizieller seite noch nicht bestätigt. ich bin aber ziemlich sicher, dass das noch kommt...

Kommentar von: unbemerkt at 22.02.06 21:58

"paarungsrufen von nordischen blauwalen" -> nils petter molvaer? ;)

eine weitere theorie wäre ja allenfals, dass es sich beim besagten hb-geloope um den (bis anno) unbekannten "plan acoustique" handelt, dem zweiter geniestreich eines westschweizer archi, lichtpl, inge, ach sagen wir doch einfach menschen.

http://www3.stzh.ch/internet/hbd/home/planen_bauen/plan_lumiere.html

übrigens tolles titelfotofoto: vor lauter beleuchtung geht der kontrast irgendwo verloren (die uni und der vordergrund müssen gephotoshopt werden um "realistisch zu wirken) licht-smog? streulicht? nein das ist nicht mexico city bei tag...

zurück zum thema nummer eins:

warscheinlich versucht die sbb aber nur "hip" zu wirken.

Kommentar von: nil5 at 22.02.06 22:31

Die Vermutung mit dem plan acoustique liegt nahe, es läuft nicht immer der gleiche musikstil. Und nicht jeden Tag. Hip wird sie mit Klassik oder Liftmusik sicher nicht.

PS: Hat einer eigentlich schon mal verstanden was die Stimme aus dem Off in der Halle sagt, die versteht man im gegensatz zu den unteren Gleisen nicht. Geht aber sicher ums rauchen.

Kommentar von: A at 23.02.06 0:55

Nachtrag: Könnte es sein dass die SBB im Notfall die Waffe "Musik" zückt und daher nicht jeden Abend läuft? So nach dem Motto, was wollen wir heute für Kunden.

Kommentar von: A at 23.02.06 0:57

@A: "Danke, dass Sie in den Ladenpassagen nicht rauchen." (wenn meine Trefferquote bei Bahnhofsdurchsagen besser ist als bei Blocherschen Papageien...)

Kommentar von: T at 23.02.06 8:16

also als ich das letzte mal durch den shopville gelaufen bin, war der tobistar auch dabei und wir konnten uns gar nicht erst ob der musik erfreuen/fragen sondern mussten uns über den beissenden und flächendeckenden gestank von frischgepresster menschlicher scheisse aufregen und schnell in die wohlduftenden gefilde eines bratwurststands flüchten...

Kommentar von: hg at 23.02.06 9:57

Scheisse, ja - stimmt! Aber trotzdem: Die Idee des geheimen "plan acoustique" gefällt mir sehr gut. Der Fäkalgeruch gehört dann zum "plan odeur" und alle plans zusammen ergeben dann den "plan principal pour un Zurich urbain".

Kommentar von: T at 23.02.06 10:48

Also mir ist diese Musik bis anhin noch nie aufgefallen. Deshalb glaube ich, dass nur Männer sie hören können. Die Musik kommt auch nicht von aussen sondern von innen. Wenn Männer sich nämlich in den Katakomben des Shopvilles aufhalten, können sie den Widerhall der sterbenden Spermien, also der zerfallenden Zeugungsfähigkeit hören. Falls meine Theorie zutrifft, ist die Musik im HB ein endzeitlicher Soundtrack speziell für die maskuline Hälfte der Menschheit.

Kommentar von: k at 24.02.06 12:30
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